Kameratyp

Digitalkameras lassen sich nach ihrer Bauart in verschiedene Kameratypen unterscheiden, die sich durch unterschiedliche Vor- und Nachteile auszeichnen. Das KAMERA LEXIKON stellt acht verschieden Kameratypen vor, erklärt sie im Detail und benennt optimale Einsatzmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteile in der Praxis.

Spiegelreflexkamera | TSLR | Systemkamera | Sucherkamera | Bridgekamera | Kompaktkamera | Actioncam | Panoramakamera | Kameradrohne

 


Spiegelreflexkamera (DSLR)

Die (einäugige) Spiegelreflexkamera zählte neben der Sucherkamera während der analogen Zeiten zu den beliebtesten Kameratypen. Das hat sich auch in digitalen Zeiten nicht geändert, auch wenn Systemkameras immer weiter an Zuspruch gewinnen.

Der besondere Vorteil der Spiegelreflexkamera besteht darin, dass man beim Blick durch den Sucher immer exakt das identische Bild sieht, das auch vom Sensor aufgenommen wird. Möglich ist das durch einen beweglichen Spiegel, der den Strahlengang vom Objektiv in das Suchersystem reflektiert.  Nur für den Moment der Aufnahme klappt der Spiegel aus dem Strahlengang heraus und das Licht fällt direkt auf den Sensor, wo das Bild aufgezeichnet wird. Auch bei sehr kontrastreichen Lichtverhältnissen sieht man im Sucher immer ein natürliches und brillantes Bild mit allen Details.  Auch der genaue Bildausschnitt, die Fokussierung und Tiefenschärfe können im optischen Sucher kontrolliert werden. Da man bei de Spiegelreflexkamera durch einen optischen Sucher schaut, braucht hierfür der Sensor, die Kameraelektronik und der Suchermonitor oder Monitor nicht eingeschaltet zu sein. Das spart erheblich Energie, so dass die Akkus deutlich länger halten, als bei anderen Kameratypen. Allerdings ist naturgemäß im Dunkeln auch das Sucherbild dunkel und man sieht wenig oder nichts.

Typische Spiegelreflexkamera: Nikon D750
Typische Spiegelreflexkamera: Nikon D750

Größter Nachteil der Spiegelreflexkamera ist jedoch das größere und schwerere Kameragehäuse, das den sich bewegenden Spiegel und die zugehörige Mechanik beherbergen muss sowie die vergleichsweise großen und schweren Objektive. In manchen Aufnahmesituationen, wie bei Konzerten oder Theateraufführungen kann auch das durch den bewegten Spiegel verursachte Auslösegeräusch als störend empfunden werden.

Die bekanntesten Hersteller digitaler Spiegelreflexkameras sind Canon, FujifilmLeica, Nikon und Pentax.

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Spiegelreflexkamera mit teildurchlässigem Spiegel (TSLR)

Einen Sonderweg bei der Kamerakonstruktion ist Sony gegangen. Die Spiegelreflexkamera mit teildurchlässigem Spiegel ist praktisch ein Zwitter aus Spiegelreflexkamera und Systemkamera. Der in einer Spiegelreflexkamera bewegliche Spiegel ist in der von Sony gewählten Bauweise fest installiert und teilweise lichtdurchlässig, so dass gleichzeitig Licht auf den Sensor und in den Sucher gelangt.

Der Vorteil liegt im leiseren Auslösegeräusch der Kamera und in der Tatsache, dass das Sucherbild für den kurzen Moment der Aufnahme nicht verdunkelt wird (Blackout). Ausserdem hat man wie bei einer normalen Spiegelreflexkamera ein optisches Sucherbild mit den dort genannten Vor- und Nachteilen.

Spiegelreflexkamera mit teildurchlässigem, feststehendem Spiegel: Sony Alpha 77 II
Spiegelreflexkamera mit teildurchlässigem, feststehendem Spiegel: Sony Alpha 77 II

Ungünstig ist dagegen die Tatsache, dass der Spiegel weder dem Bildsensor noch dem Sucher die volle Lichtintensität zukommen lässt. Das Sucherbild ist also dunkler, als bei einer Spiegelreflexkamera und die effektive Lichtempfindlichkeit (ISO) wird dabei auch reduziert.

Einziger Hersteller von Spiegelreflexkameras mit teildurchlässigem Spiegel war Sony.

 


Systemkamera

Spiegelreflexkameras zählten in analogen wie in digitalen Zeiten für Jahrzehnte zu den beliebtesten Kameratypen. In den letzten Jahren werden sie aber immer mehr von den kleineren Systemkameras verdrängt. Nicht nur die geringere Größe, auch das reduzierte Gewicht tragen zur Beliebtheit bei. Hinzu kommt, dass aktuelle Sensor- und Softwaretechnologien auch bei kleineren Sensoren eine hervorragende Bildqualität ergeben.

Systemkameras gibt es für ein paar hundert Euro, aber auch Modelle für über 5.000 € sind am Markt.

Erkennen kann man Systemkameras immer daran, dass sie keinen optischen, sondern ausschließlich einen elektronischen Sucher besitzen. Beim Blick durch den Sucher schaut man also nicht direkt durch das Objektiv, sondern auf einen winzigen Monitor.

Der größte Vorteil dabei ist, dass im Gegensatz zu einer Spiegelreflexkamera kein beweglicher Spiegel im Kameragehäuse nötig ist. Dadurch werden die Kameras kleiner, leichter und einfacher im Aufbau, es kann also auch weniger kaputt gehen. Der digitale Sucher liefert auch bei wenig Licht ein helles und deutliches Sucherbild, was besonders für Available-Light-Fotografen ein Vorteil ist. Auch das Focus-Peaking, also die deutliche Darstellung der Fokussierung und das Live-Histogramm, das die Helligkeitsverteilung und Belichtung des Bildes schon vor der Aufnahme anzeigt sind weitere Pluspunkte für die Kompaktkamera.

Typische Systemkamera: Sony α7 III

 

Nachteilig ist dagegen der erheblich höhere Stromverbrauch. Da die Systemkamera zur Anzeige des Sucherbildes den Bildsensor, Bildprozessor und Monitor ständig in Betrieb halten und mit Strom versorgen muß, sind die Akkus sehr viel schneller entladen. Gegenüber denen von Spiegelreflexkameras sind die Akkus der Systemkameras teilweise erheblich kleiner, was den Akkuhunger weiter verstärkt. Ein weiterer Nachteil ist zumindest für anspruchsvollere Fotografen die Tatsache, dass die elektronischen Suchermonitore nicht in der Lage sind, große Helligkeitsunterschiede richtig wieder zu geben. Beispielsweise ist bei starkem Sonnenschein in den Schattenpartien oftmals nichts mehr im Sucher zu sehen, sie sind einfach nur schwarz ohne jedes Detail.

Oft wird argumentiert, dass durch die kleinere Kamera eine große Gewichtsersparnis der gesamten Fotoausrüstung entstehen würde. Dies ist aber nur bedingt der Fall: Eine Systemkamera mit einem Vollformat- oder APS-Sensor benötigt aus konstruktiven Gründen, Objektive, die sich in der Größe und im Gewicht nur unwesentlich von Objektiven für Spiegelreflexkameras unterscheiden. Der höhere Stromverbrauch dagegen erfordert einen größeren Vorrat an Akkus bei einer Fototour, so dass sich die Gewichtsersparnis bei der kompletten Fotoausrüstung von einigen Kilogramm meist auf wenige hundert Gramm beschränkt. Nur eine Systemkamera mit einem kleineren Sensor als APS-C bewirkt eine deutliche Gewichtsersparnis, da hier nicht nur die Kameras, sondern auch die Objektive wesentlich kleiner und leichter konstruiert werden können.

Die bekanntesten Hersteller von Systemkameras sind Fujifilm, Leica, OlympusPanasonic und Sony.

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Sucherkamera

Das klassische Konstruktionsprinzip der Sucherkamera hat auch in digitalen Zeiten nicht ausgedient. Es zeichnet sich dadurch aus, dass im Gegensatz zur Spiegelreflexkamera zwei getrennte optische Wege zur Aufnahme des Bildes und zur Betrachtung des Motivs während der Aufnahme verwendet werden. Die Kamera benötigt dadurch keinen Spiegel, der viel Platz in der Kamera benötigt, so dass sie größer sein muss. Ausserdem ist man flexibler in der Konstruktion der Objektive, was zu kleineren Objektiven im Vergleich zu Objektiven für eine Spiegelreflexkamera führt. Das Motiv betrachtet man durch einen separaten optischen Sucher, der unabhängig vom Aufnahmeobjektiv ist.

Der Vorteil der Sucherkameras ist das sehr leise Auslösegeräusch, wie es auch bei Systemkameras ist, da kein sich bewegender Spiegel zusätzliche Geräusche produziert. Dies kann bei Konzerten, Theaterfotografie, aber auch bei der Aufnahmen wilder Tiere von großem Vorteil sein. Vorteilhaft ist auch das optische Sucherbild, es zeigt das Motiv klar und mit allen Details kontrastreich an. Nur im Dunkeln ist der elektronische Sucher einer Systemkamera überlegen, da er das dunkle Bild elektronisch aufhellen kann. Genannt wurden schon die kleineren Objektive und die geringere Abmessungen der Kameras und damit ein geringeres Gewicht der Fotoausrüstung. Der Stromverbrauch von Sucherkameras ist deutlich geringer als der von Systemkameras, so dass der große Akkuhunger der Systemkameras bei Sucherkameras nicht besteht.

Typische Sucherkamera: Leica M10
Typische Sucherkamera: Leica M10

 

Als Nachteil bei Sucherkameras ist der eingeschränkte Brennweitenbereich bei den verfügbaren Objektiven zu nennen. Die Ursache liegt in der Konstruktion des Suchers, dessen Bildausschnitt nur mit großem konstruktiven Aufwand an den  Bildausschnitt des Aufnahmeobjektivs angepasst werden kann. Auch ist das Sucherbild kleiner, als bei einer Spiegelreflexkamera, was es erschwert, kleine Details deutlich wahrzunehmen. Ein weiterer Nachteil zumindest bei Nahaufnahmen ist die sogenannte Parallaxe, die zu einem etwas abweichenden Bildausschnitt im Sucher gegenüber der Aufnahme führt, je kürzer das Motiv von der Kamera entfernt ist.

Die bekanntesten Hersteller von Sucherkameras sind Fujifilm und Leica.

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Bridgekamera

Wer eine kleine, leichte und gleichzeitig preiswerte Kamera mit extrem großem Zoombereich sucht, ist mit einer Bridgekamera bestens bedient. Anders, als bei Kameras mit einem Wechselobjektiv liefern Bridgekameras nicht selten optische Zoombereiche von 50-fach und mehr, die dann oft durch einen Digitalzoom ergänzt, noch umfangreicher werden.

Wie schon gesagt, ist der Vorteil der Bridgekameras die Kombination aus günstigem Preis, geringem Gewicht und einem Zoombereich, der annähernd alle Einsatzgebiete abdeckt.

Bridgekamera mit riesigem Zoombereich: Nikon Coolpix P900
Bridgekamera mit riesigem Zoombereich: Nikon Coolpix P900

 

Dass ein solcher Kompromiss auch Nachteile haben muss, liegt auf der Hand. Die kompakte Konstruktion mit einem derart großen Zoombereich ist nur durch die sehr kleinen Bildsensoren im Inneren der Kameras möglich. Die geringe Größe (nicht Auflösung!) wirkt sich nachteilig auf die Bildqualität aus. Die Detailschärfe und Farbbrillanz ist nicht optimal und leidet noch mehr bei schlechten Lichtverhältnissen. Auch das Bildrauschen nimmt bei wenig Licht deutlich mehr zu, als bei Kameras mit größeren Sensoren, wie Systemkameras oder Spiegelreflexkameras.

Die bekanntesten Hersteller von Bridgekameras sind Canon, Nikon, Panasonic und Sony.

 


Kompaktkamera

Kompaktkameras zählten zu analogen und digitalen Zeiten zu den beliebtesten Kameratypen für Schnappschüsse, Urlaubs- und Familienfotos. Sie wurden jedoch durch das Aufkommen immer besser werdender Kamerahandys mehr und mehr verdrängt. Heute stellen sie nur noch einen Nischenmarkt dar für Anwender, die kein Mobiltelefon benutzen oder Wert auf eine “richtige” Kamera legen.

Unbestritten zählen Kompaktkameras zu den kleinsten und leichtesten Kameratypen. Die Bedienung ist möglichst einfach gehalten, so dass auch Einsteiger ohne umfangreiche Vorkenntnisse problemlos damit fotografieren können.

Typische Kompaktkamera: Panasonic Lumix DMC-TZ71EG-S
Typische Kompaktkamera: Panasonic Lumix DMC-TZ71EG-S

Ebenso wie bei den Bridgekameras ist aber die Bildqualität bei schlechten Lichtverhältnissen weniger gut und auch die Detailschärfe und Farbbrillianz sind nicht so gut, wie bei hochwertigeren Kameras. Hinderlich beim Fotografieren ist auch der Umstand, dass die meisten Kompaktkameras keinen Sucher besitzen. Zur beurteilung des Motivs ist man auf den rückseitigen Monitor angewiesen, auf dem man bei starkem Sonnenlicht meist nicht viel erkennen kann.

Die bekanntesten Hersteller von Kompaktkameras sind Canon, Nikon, Panasonic und Sony.

 


Actioncam

Ein recht neuer Kameratyp ist die Actioncam, die durch die Marke GoPro große Bekanntheit und Verbreitung erlangt hat. Actioncams sind besonders klein und leicht und werden meist in einem staub- und wasserdichten Gehäuse betrieben, dass mit standardisierten Befestigungsmöglichkeiten ausgestattet ist. So kann die Actioncam am Fahrradhelm ebenso angebracht werden, wie am Fahrradlenker, Skateboard oder einer Drohne. Actioncams sind insbesondere für die Aufnahme von Videoas gedacht, zeichnen aber auch Fotos in guter Qualität auf.

Als großen Vorteil der Actioncams gilt die flexible Nutzung der kleinen Kameras zu Lande, zu Wasser und in der Luft, da ihnen weder Wasser noch Staub in dem Schutzgehäuse etwas anhaben können. Das ergibt völlig neue Aufnahmeperspektiven, denn die Kameras können beispielsweise an einem Auto, Motorrad oder Fahrrad in Bodennähe angebracht werden, ohne dass man sich Sorgen wegen eventueller Verschmutzungen der Kamera machen muss. Man spült sie hinterher einfach unter fließendem Wasser ab!

 

Typische Actioncam: GoPro Hero
Typische Actioncam: GoPro Hero

Im Vergleich zu Systemkameras und Spiegelreflexkameras ist der offensichtliche Nachteil der Actioncams natürlich das Fehlen von Wechselobjektiven. Aber das ist bei der Größe und Bauform natürlich nicht machbar. Auch die Detailschärfe bei Fotos reicht an die einer Aufnahme mit APS-C-Sensor oder gar Vollformatsensor natürlich nicht heran.

Bekannter Hersteller der Actioncams ist GoPro.

 


Panoramakamera

Die zunehmende Betrachtung von Fotos auf Bildschirmen ermöglicht auch Darstellungsweisen, wie sie auf Papier nicht möglich sind. Das führte zu einer neuen Kategorie von Kameras, den digitalen Panoramakameras. Sie können im Gegensatz zu ihren analogen Kollegen aber nicht nur einen sehr großen horizontalen Bildwinkel aufnehmen, sondern ein sogenanntes Kugelpanorama erzeugen. Hierbei sieht die Kamera mit mindestens zwei Objektiven gleichzeitig in alle Richtungen, also nach links, rechts, oben, unten, vorne und hinten. Das so aufgenommene Bild kann verzerrungsfrei natürlich nur auf einem Monitor dargestellt werden. geeignete Software ermöglicht dort aber, dass man sich in der Aufnahme um 360º in alle Richtungen bewegen kann und somit alles sieht, was während der Aufnahme um die Kamera herum vorhanden war. Auch Videos sind mit dieser Technik möglich, so dass eine sich bei der Aufnahme bewegende Kamera ermöglicht, dass ich während der Bewegung in alle Richtungen sehen kann.

 

360º "Vollsphärenkamera": Ricoh THETA S
360º “Vollsphärenkamera”: Ricoh THETA S

Dieser spezielle Kameratyp unterscheidet sich von einem klassischen Fotoapparat so sehr, dass man sie kaum miteinander vergleichen kann. Es es ist also kaum möglich, Vor- und Nachteile gegenüber anderen Kameras aufzuführen.

Bekannte Hersteller von Panoramakameras sind Garmin, Nikon und Ricoh.

 


Kameradrohne

Weltweit sind seit mehreren Jahren Kameradrohnen das erfolgreiche Kamerakonzept für Videofilmer, Reiseblogger, Architekturfotografen, Hobbyanwender und Action- und Sportreporter. Die von einer Steuereinheit, Smartphone oder Tablet gesteuerten fliegenden Kameras ermöglichen Foto- und Videoaufnahmen, “Kameraschwenks” und Perspektiven aus unterschiedlichen Höhen. Die eingebaute Kamera nimmt während des Fluges Fotos und Videos in hoher Qualität auf und überträgt das Kamerabild per Funk an die Steuereinheit, so dass man während des Fluges ein Livebild aus der Drohnenperspektive verfolgen kann. Die erstellten Foto- und Videoaufnahmen werden in hoher Qualität während des Fluges auf einer Speicherkarte abgespeichert und können, wie üblich, nach der Landung auf einen Computer übertragen werden.

Aktuell erfolgreiche Kameradrohne ist die Maverick Air von DJI.


Bekannter Hersteller von Kameadrohnen sind DJI und Parrot.