Praxistest “Cascable” – Die perfekte App zur Fernsteuerung der Kamera?

Kürzlich habe ich im AppStore eine kleine, feine App entdeckt, deren Beschreibung mich neugierig gemacht hat und die ich hier in einem Praxistest vorstellen möchte. Der schwedische Hersteller Cascable AB bewirbt das Programm mit der Möglichkeit, über 170 verschiedene Kameras von Herstellern wie Canon, Fuji, Nikon, Olympus, Panasonic und Sony fernsteuern zu können. Anders als bei einigen Mitbewerber-Produkten ist dies ohne zusätzlichen WLAN-Empfänger oder andere Hardware möglich, die Kamera muss lediglich ein von der App akzeptiertes WLAN-Modul enthalten. Es gibt eine kostenlose Cascable Version und Cascable Pro mit zusätzlichen Funktionen zum einmalig zu zahlenden Preis von rund 33,– € oder ab monatlich ca. 2,50 €. Ich habe die Software in der Version 3.9 gekauft und gleich mit meiner Nikon D750 auf meinem iPad IV ausprobiert. Das große Update auf die Version 4.0 habe ich auch bereits installiert und testen können. Um es kurz zu machen: ich war begeistert und die App ist das Geld wert.

Die Cascable App ist auf iPad, iPhone und AppleWatch verfügbar.
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Die Cascable App ist auf iPad, iPhone und AppleWatch verfügbar.

 

Es fängt an mit dem unverkennbar skandinavischen, sehr klaren Design der Benutzeroberfläche und hört bei der Vielzahl auch aussergewöhnlicher Funktionen auf. Voraussetzung ist natürlich eine Kamera mit einem integrierten WLAN-Modul, wie es beispielsweise Canons EOS 1300D, 800D oder 6D, aber auch Modelle der Powershot, IXUS und ELPH Serien besitzen. Ebenso können u. a. Nikons Df, D750, D7200, D5500 sowie die Z6 und Z7 verwendet werden. Daneben sind zahlreiche Modelle der Alpha-Reihe von Sony, viele Fuji-Systemkameras sowie eine große Auswahl der Modelle von Olympus und Panasonic mit der App verwendbar. Die zweite notwendige Voraussetzung ist ein Gerät mit dem Betriebssystem iOS, also ein iPhone, ein iPad oder eine AppleWatch, die Software ist für alle drei Gerätetypen verfügbar. Für andere Betriebssysteme wie Android oder WindowsPhone ist Cascable zur Zeit nicht verfügbar.

Die Verbindung von Kamera und App geht denkbar einfach. Man schaltet den WLAN-Modus in den Menüs der Kamera ein, startet die App und tippt auf „Fernbedienung“. Sofort sucht die App nach WLAN-fähigen Kameras in der Nähe und bietet nach kurzer Zeit die aktiven Kameras zur Verbindung an. Stellt man diese Verbindung zum ersten Mal her, muss noch eine Sicherheitsabfrage beantwortet werden, damit man sich nicht unberechtigt mit einer Kamera verbindet. Man tippt auf die Kamera, mit der man die App verbinden will und schon kann es los gehen.

 

Die Funktionsmodule | Systemvoraussetzungen | Fazit | AppStore

 


Die Funktionsmodule

Es gibt unterschiedliche Funktionsmodule, die man für verschiedene Tätigkeiten auswählen kann: Fernbedienung, Fotos, Berechnungen, Geotagging und Rezepte. Und während ich diesen Artikel schreibe, ist die neue Version 4.0 mit vielen weiteren Funktionen und Verbesserungen erschienen. Hier die wichtigsten Funktionen im Überblick:

 

Fernsteuerung | Wireless Thethering | Foto-Browser | RAW-Editor | Foto-Backup | Sternenfotos | ND-Filter | Kamera-Makros | Geo-Tagging

 

Kamera-Fernsteuerung

Mit Cascable ist es nicht nur möglich, eine kompatible Kamera ferngesteuert auszulösen, man kann auch alle wichtigen Funktionen mit der App fernsteuern. Dazu zählt die Einstellung von ISO, Zeit und Blende, die Wahl des Belichtungs- und Auslösemodus, der Fokussierung des Weißabgleichs und vielen anderen Einstellungen. Dies funktioniert wie alle anderen Möglichkeiten ohne zusätzliche Kamerahardware.

Fernbedienung der Kamera auf dem iPad mit Cascable
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Fernbedienung der Kamera auf dem iPad mit Cascable

 

Tethered Shooting und Foto-Browser

Die WLAN-Verbindung zwischen iOS-Gerät und Kamera kann auch dazu verwendet werden, Fotos nach der Aufnahme auf iPad oder iPhone zu übertragen und dort sofort anzuzeigen. Sogar ein per AirPlay oder Kabel angeschlossener, großer Monitor am iOS-Gerät kann zur Darstellung der Fotos genutzt werden, so dass das gesamte Team in einem Studio die aufgenommenen Fotos sofort begutachten kann. Nach dem Shooting stehen die Aufnahmen einschließlich Metadaten auf dem iOS-Gerät zur Verfügung.

Cascable Fotobrowser auf dem iPad
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Cascable Fotobrowser auf dem iPad

 

Fotoarchiv und -editor auch für RAW-Dateien

Einfache Bildbearbeitung auch für RAW-Dateien auf dem iPhone
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Einfache Bildbearbeitung auch für RAW-Dateien auf dem iPhone

Aufnahmen können auf dem iPad oder iPhone nicht nur im JPEG-, sondern auch im RAW-Format gespeichert und bearbeitet werden. Aufgrund der hochwertigen Bildschirme aktueller Geräte, die den P3-Display-Modus unterstützten, werden Farben dabei in verbindlicher Qualität wiedergegeben.

Dabei sind Einstellungen von Belichtung, Schattenaufhellung, Sättigung, Weißabgleich, Schärfe und vielen weiteren Parametern sowie das Drehen und Spiegeln des Fotos mit einfach zu bedienenden Werkzeugen möglich.

Man kann frei entscheiden, ob man nur JPEG-Dateien, nur RAW-Dateien oder beide für die Archivierung und/oder Bearbeitung auf das Mobilgerät kopieren möchte. Dort werden die Fotos mit Dateigröße und Aufnahmedaten angezeigt und eine Bewertung der Aufnahmen mit 1 – 5 Sternen ist, wie aus anderen Anwendungen gewohnt, möglich.

 

Externe Speicherung und Backup

Damit der Speicherplatz auf iPhone oder iPad nicht zu sehr belastet wird, um Bilder weiter zu geben oder um ein Backup des Bildarchivs anzufertigen, können externe SanDisk iXpand-Medien verwendet werden. Im Thethered-Modus kann man während des Fotografierens sofort drahtlos ein Backup seiner Aufnahmen auf dem iXpand speichern.

Übrigens: Die kleinen iXpand Speichermedien von SanDisk sind ein praktisches Mittel, um den begrenzten internen Speicher von iOS-Geräten flexibel zu erweitern. Man kann sie für die gemachten Fotos und Videos verwenden, aber auch, um seine Lieblingsmusik, -videos oder -filme davon abzuspielen.

Berechnung der Belichtungszeit für Sternenfotos

Es ist nicht immer ganz leicht, optimale Astrofotos anzufertigen. Um zu erreichen, dass bei Astrofotos die Sterne als Punkte, und nicht durch die Drehung der Erde als mehr oder weniger lange Linien erscheinen, bietet die App eine Funktion, mit der man die längste mögliche Belichtungszeit errechnen kann. Abhängig von der verwendeten Brennweite und der Sensorgröße der verwendetn Kamera berechnet Cascable die längste mögliche Belichtungszeit, bei der Sterne als Punkte und nicht als Linien dargestellt werden.

Berechnung der Belichtungszeit für ND-Filter

Viele Fotografen nutzen für besondere Effekte gern unterschiedliche Graufilter. Cascable berechnet hierfür die nötigen Belichtungszeiten abhängig von der verwendeten Filterdichte.

Langzeitbelichtung mit Haida ND 4,5 Filter, die nötige Belichtungszeit kann Cascable errechnen
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Langzeitbelichtung mit Haida ND 4,5 Filter, die nötige Belichtungszeit von 25 sek. kann Cascable errechnen

 

Makros für die Kamerasteuerung

Mit dem Camera-Robot kann man Funktionsabläufe für die Steuerung der Kamera aufzeichnen und ablaufen lassen. Damit wird das Erstellen von HDR-, Zeitraffer- und Langzeitaufnahmen deutlich einfacher. Für komplexe Aufgaben bietet Cascable fertige „Rezepte“, die für eigene Zwecke angepasst werden können.

Der Recipes Editor auf dem iPhone, um automatisierte Funktionsabläufe für die Kamera zu programmieren
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Der Recipes Editor auf dem iPhone, um automatisierte Funktionsabläufe für die Kamera zu programmieren

 

Geo-Tagging

Cascable kann bei Fotoausflügen GPS-Daten aufzeichnen und diese später mit den gemachten Fotos verknüpfen. So ist später leicht festzustellen, wo jede einzelne Aufnahme gemacht worden ist und was sie zeigt.

 


Systemvoraussetzungen

Alle iOS-Geräte, die iOS 11 und höher verwenden, sind mit Cascable kompatibel. Die aktuelle Liste der mit Cascable kompatiblen Kameras gibt es auf der Homepage des Herstellers Cascable.

 


Fazit

Für eine App ist der Kaufpreis sicher nicht ganz günstig, vergleicht man ihn aber mit Infrarot-, Kabel- oder Funkfernsteuerungen, die alle nur einen Bruchteil der hier verfügbaren Funktionen und Möglichkeiten enthalten, dann ist der Preis für die Pro-version der App mehr als angemessen. Wer sparen möchte, kommt mit der Standard-Version ebenfalls in den Genuss einer hervorragenden App mit vielen Funktionen.

Für viele Einsatzgebiete ist das ferngesteuerte Fotografieren mit der Übertragung des Sucherbildes auf das Smartphone oder Tablet schon eine große Hilfe. Auch das kabellose Tethering mit Anzeige der Aufnahmen auf einem großen Monitor und das Speichern eines Backups der RAW-Bilder auf dem Mobilgerät oder einem iXpand-Speicher sind großartige Funktionen, die das Fotografieren komfortbler und sicherer machen. Dazu Belichtungsberechnung für ND-Filter, Sternenfotografie, Kamera-Makros und einiges mehr sind Funktionen, die man bei Mitbewerbern lange suchen muss.

Auf Grund dieser zahlreichen Anwendungsgebiete und der komfortablen und übersichtlichen Benutzeroberfläche, dem großen Funktionsumfang mit vielen sinnvollen Details und der problemlosen Benutzung kann ich Cascable uneingeschränkt empfehlen.

 


AppStore

Cascable kann kostenlos im AppStore von Apple auf iOS-Geräte installiert werden. Für die Pro-Version fallen Kosten an.