Praxistest Olympus OM-D E-M1 MkII

Eigentlich mag ich ja keine kleinen Kameras. Man kann sie schlecht halten, und wenn ein größeres Objektiv montiert ist hat man immer Amgst, sie rutscht einem aus den Händen. Ausserdem haben kleine Kameras auch kleine Sensoren und die machen schlechtere Bilder.

Aber dann habe ich die Olympus OM-D E-M1 MkII kennen gelernt. Erst bei einer Kursteilnehmerin in meinen Fotokursen und dann bei einer Olympus-Veranstaltung. Ja, es ist eine kleine Kamera und die Objektive dazu sind es auch. Und ja, sie hat einen kleinen Sensor im MFT-Format, der nur etwa ein Viertel der Größe eines Vollformatsensors besitzt. Eine Einladung zu einer Veranstaltung des Olympus Fotosommers, einer Promotion-Tour in Deutschland für die OM-D E-M1 MkII, habe ich daher natürlich gern angenommen. Ort der Veranstaltung war das Reptilium im pfälzischen Landau, dort erhielten die rund 100 Gäste je eine Kamera und verschiedene Objektive, um sie einen ganzen Tag lang in Deutschlands größtem Reptilienzoo auf Herz und Nieren zu testen. Hier meine Erfahrungen …

 

Handhabung | Bildqualität | Bildstabilisator | Die hält dicht!Ein paar ExtrasFazit | Technische Daten

 


Handhabung

Obwohl die Kamera recht klein ist, war ich um so überraschter, dass sie mit ihrem großen, gut geformten Seitengriff sehr gut und sicher in der Hand liegt, auch mit einem großen Teleobjektiv daran. Ich habe sie, wie ich es mit allen Kameras mache, ohne Handschlaufe oder Tragegurt den ganzen Tag in der Hand gehabt und mit ihr fotografiert, ohne dass ich Angst gehabt hätte, sie fallen zu lassen.

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 40-150/2,8 @ 125 mm, 1/40 sek, Bl. 5,6, 6.400 ISO

 

Ein kleines Manko bildet die Bedienung der Kamera, da gibt es ein paar Funktionen, die mit ein, zwei Knopfdrücken weniger funktionieren könnten oder bei denen die Position der Knöpfe optimiert werden könnte.

 


Bildqualität

Und die Bildqualität? Ich habe Ausdrucke im Format 40 x 60 cm für einen Kalender gesehen und die waren exzellent. Die Detailschärfe der Kamera und ihrer Objektive ist wirklich überwältigend. Lediglich bei hohen ISO-Werten und wenig Licht bemerkt man, dass der Sensor an seine Grenzen gelangt. Für die meisten Anwender ist aber auch dieser Bereich völlig ausreichend. Die Kamera besitzt einen Bildsensor im sogenannten MFT-Format mit einer Auflösung von 20,4 Megapixeln, genug um auch mal einen größeren Ausdruck für den Bilderrahmen anzufertigen.

Einige der Terrarienbereiche waren für fotografische Zwecke nicht gerade optimal ausgeleuchtet, ein gutes Revier also, auch die LowLight-Eigenschaften der Kamera unter realistischen Bedingungen zu testen. Im richtigen Leben hat man ja auch nicht immer eine optimale Studioausleuchtung zur Hand. Die Ergebnisse der Aufnahmen bei 3.200 und 6.400 ISO waren recht gut, aber konnten in Lightroom natürlich noch ein bisschen optimiert werden. Das mache ich ja mit all meinen Bildern, egal, mit welcher Kamera ich fotografiere.

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 12-40/2,8 @ 40 mm, 1/160 sek, Bl. 2,8, 3.200 ISO

 

[/media-credit] 100%-Ausschnitt des obigen, in Lightroom optimierten Bildes

 


Bildstabilisator

Die OM-D E-M1 MkII enthält einen sehr wirkungsvollen Bildstabilisator, der Verwackelungen durch Kamerabewegungen in 5 Richtungen reduziert. Hinzu kommt ein zweiter Bildstabilisator im Objektiv 12-100/4,0. Da sich die beiden Bildstabilisatoren in Kamera und Objektiv ergänzen, kann eine um 6,5 EV verlängerte Belichtungszeit als üblich verwendet werden. In der Praxis bedeutet das, dass man mit einer Brennweite von 100 mm noch eine halbe Sekunde aus der Hand halten kann.

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 300/4,0, 1/20 sek, Bl. 4,0, 200 ISO

 

[/media-credit] 100%-Ausschnitt des obigen, in Lightroom optimierten Bildes

Die zwei oben stehenden Bilder habe ich mit dem M.Zuiko Digital ED 300mm 1:4,0 Pro aufgenommen, das entspricht an einer Vollformatkamera einer Brennweite von 600 mm. Bedenkt man, dass die Aufnahme mit einer Belichtungszeit von 1/20 sek. ohne Stativ aus freier Hand aufgenommen worden ist, finde ich die Schärfeleistung der Bildstabilisierung enorm.

 


Die hält dicht!

An einer der vier Positionen, die Olympus für die Gäste vorbereitet hatte, ging es nicht nur um das Feature “Pro Capture”, das im nächsten Absatz beschrieben wird, sonder quasi ganz nebenbei auch um den Staub- und Spritzwasserschutz der Kamera. Zu diesem zweck waren mehrere Kameras in einem Bassin aufgebaut, das eine Einrichtung enthielt, aus der auf Wunsch kontinuierlich eine Flüssigkeit auf die Kamera tropfte. Mit der “Pro Capture”-Funktion konnte man dann die aufprallenden Tropfen auf der Kamera aufnehmen, noch bevor man den Auslöser gedrückt hatte. Die Kamera wurde derweil “geduscht” oder stand gar in der Flüssigkeit, ohne dass ihre Funktion dadurch auch nur irgendwie beeinträchtigt worden wäre.

 

[/media-credit] Das versteht Olympus unter Staub- und Spritzwasserschutz: den ganzen Tag tropft Flüssigkeit auf die Kamera oder sie steht sogar in der schmutzigen Brühe und funktioniert trotzdem tadellos.

 


Ein paar Extras

Pro Capture

Nicht nur, dass die Kamera einen Serienbildmodus mit max. 60 (!) Bildern in der Sekunde aufzeichnen kann, sie macht sogar schon Fotos, bevor man auslöst! Will man also schnell bewegte Szenen aufnehmen und den “richtigen” Moment auf keinen Fall verpassen, dann ist die “Pro Capture”-Funktion das perfekte Hilfsmittel dazu. Sobald man den Auslöser halb durchdrückt, nimmt die Kamera im Serienbildmodus kontinuierlich Bilder auf. Drückt man dann den Auslöser komplett durch, werden maximal die letzten 14 Aufnahmen VOR dem Auslösen zusätzlich zu den danach gemachten Aufnahmen gespeichert. Genial!

High Res Shot

Die Sensorauflösung von 20,4 MPx der OM-D E-M1 MkII sollte eigentlich für die meisten Anwendungszwecke ausreichen. Falls man aber doch mal mehr braucht, hilft die “High Res Shot”-Funktion. Mit ihr wird mit Hilfe des Bildstabilisators der Sensor jeweils um einen halben Pixel in acht Richtungen verschoben und in jeder Stellung eine Aufnahme gemacht. Die acht Aufnahmen werden danach in der Kamera zu einer Aufnahme mit riesigen 50 MPx zusammen gerechnet.

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 12-40/2,8 @ 40 mm, 1/250 sek, Bl. 4,0, 1.250 ISO

 

Live Time

Möchte man bei Langzeitbelichtungen schon während der Belichtung auf dem Monitor sehen, wie das fertige Bild momentan aussehen würde, dann kann man dazu die Funktion “Live Time” verwenden. Sie zeigt beispielsweise bei Lightpainting-Aufnahmen das kontinuierliche Entstehen des Bildes an, so dass man immer direkt sieht, was man macht.

Live Composite

Eine weitere Funktion für Aufnahmen mit sehr langen Belichtungszeiten ermöglicht es, Lichtspuren aufzuzeichnen. Die Besonderheit der “Live Composite”-Funktion dabei ist, dass auch bei sehr dunklen bewegten Lichtern oder bei sehr langen Aufnahmezeiten unbewegte Lichtquellen und helle Bildpartien nicht gleichzeitig überbelichtet werden. Möglich wird das durch mehrere Einzelbelichtungen, von denen nur die Bildpartien zu dem zuerst aufgenommenen Bild hinzugefügt werden, die in der ersten Aufnahme dunkel waren. Das Licht wird dort sozusagen addiert, während Bildelemente, die schon im ersten Bild richtig belichtet worden sind, nicht heller werden. Astrofotografen und Lichtspurenjäger werden es lieben!

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 12-40/2,8 @ 40 mm, 1/250 sek, Bl. 8,0, 640 ISO

 

Autofokus

Die Serienbildfunktion und auch der Autofokus sind extrem schnell. In der Stellung “S-AF” (Single Autofokus) ist die Kamera in der Lage, 60 Bilder pro Sekunde aufzunehmen, davon bis zu 148 in Serie. Benötigt man eine aktive Fokussierung auch während der Belichtungsreihe, dann kommt die Einstellung “C-AF” zum Zuge, in der die Serienbildgeschwindigkeit zwar abnimmt, aber immer noch sagenhafte 18 Bilder pro Sekunde aufzeichnet, während sie jede Aufnahme individuell fokussiert! Das finde ich sehr beeindruckend und führt zu noch mehr gestochen scharfen Action-Szenen. Bei den Reptilien konnte man das allerdings nicht erproben, denn sie bewegen sich doch eher sehr gemütlich.

 

 


Fazit

Dieser eintägige Test im Reptilienzoo konnte natürlich nicht alle Eigenschaften der Kamera optimal abdecken. Deshalb plane ich, diesen Test mit einer Leihkamera demnächst fortzusetzen und in anderen Aufnahmebereichen in der Praxis zu ergänzen. Bis jetzt ist mein Eindruck der Kamera aber sehr gut und ich bin gespannt, was ich noch Interessantes entdecken werde.

Die optische Leistung der Olympus Objektive ist hervorragend, die Bildqualität der Kamera ebenfalls. Lediglich in hohen ISO-Bereichen und bei wenig Licht wird deutliches Bildrauschen erkennbar. Das kann man oftmals aber durch längere Belichtungszeiten ausgleichen, denn der integrierte Bildstabilisator in der Kamera und einigen Objektiven erlaubt eine Belichtungszeitverlängerung von 5,5 EV-Werten. Die Ausstattung der Kamera mit vielen bisher nicht gekannten Funktionen finde ich hervorragend, das Bedienmenü ist dadurch natürlich sehr umfangreich, was Einsteiger eher davon abhalten könnte, all die vielen Dinge auszuprobieren. Aber das ist sicher nicht die Zielgruppe für diese Kamera, wer Erfahrung mit dem Fotografieren hat, kommt mit der OM-D E-M1 MkII bestens zurecht. Das Handling der Kamera finde ich sehr gut, der seitliche Griff ist optimal proportioniert, um die Kamera sicher zu halten. Ein kleines Manko bildet die Bedienung der Kamera, da gäb’s ein paar Kleinigkeiten, die man optimieren könnte.

 

[/media-credit] OM-D E-M1 MkII mit Olympus 12-40/2,8 @ 38 mm, 1/200 sek, Bl. 4,0, 3.200 ISO

 


Technische Daten

Sensor MicroFourThirds (MFT)
Auflösung 20,4 MPx
ISO 64 – 25.600
Kürzeste Verschlusszeit 1/32.000 sek.
Blitzsynchronzeit 1/250 sek.
Serienbildgeschwindigkeit 60 B./sek.
Max. Anzahl Serienbilder 148
Bildstabilisator, Korrekturumfang 5-Achsen, 5,5 EV
Autofokus-Typ Phasen- und Kontrast-AF
Autofokus-Meßpunkte 121 Kreuzsensoren
Video-Modus C4K, 4K, FHD
Sucher 100%, elektronisch
Monitor 3,0 “, schwenk- und klappbar, Touchscreen
Gehäuse Magnesiumlegierug
Abmessungen (BxHxT) 134,1 x 90,9 x 68,9 mm
Gewicht (inkl. Akku und Speicherkarte) 574 g

 


Olympus OM-D E-M1 Mark II, Micro Four Thirds Systemkamera, 20.4 Megapixel, 5-Achsen Bildstabilisator, elektronischer Sucher, schwarz
340 Bewertungen
Olympus OM-D E-M1 Mark II, Micro Four Thirds Systemkamera, 20.4 Megapixel, 5-Achsen Bildstabilisator, elektronischer Sucher, schwarz
  • Ausgezeichnete Bildqualität dank 5-Achsen-Bildstabilisation in der Kamera (bis zu 5,5 EV-Stufen zur Korrektur) sowie einem hochauflösenden Sensor mit optischen Innovationen
  • Leistungsstarke Videofunktionen und Bildverarbeitung mit erstklassiger Auflösung ohne Unschärfen (4K Video und Cinema 4K)
  • Hoch Mobilität dank geringem Gewicht und kompakter Bauweise sowie eine große Auswahl an qualitativ hochwertigen Objektiven
  • Kältebeständige sowie staub- und spritzwassergeschütze Konstruktion bei gleichzeitig außerordentlich hoher Leistungsstärke
  • High-Speed-Performance mit Autofokus-System und hochpräzisem -Algorithmus für mehr Geschwindigkeit und größere Genauigkeit

 

Letzte Aktualisierung am 19.05.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API